Veröffentlichungsdatum: 19.06.2025
Am 11. Juni 2025 fand im Rathaus von Tangerhütte ein Gruppentreff zur medizinischen Versorgung im nördlichen Sachsen-Anhalt statt. Eingeladen waren Bürger und Bürgerinnen ab 40 Jahren aus der Einheitsgemeinde, um ihre Erfahrungen, Sorgen und Wünsche rund um die Gesundheitsversorgung vor Ort zu teilen. Die Diskussionsrunde war Teil eines Forschungsprojekts des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Neun Teilnehmende unterschiedlichen Alters diskutierten engagiert und mit spürbarem Redebedarf. Im Fokus stand dabei insbesondere der demografische Wandel, der sich sowohl im steigenden Alter der Bevölkerung als auch im Mangel an ärztlichem Nachwuchs zeigt. Die Teilnehmenden schilderten, dass sich die Versorgungssituation in den letzten Jahren eher verschlechtert habe: Lange Wartezeiten auf Arzttermine, Schwierigkeiten mit der Online-Terminvergabe, Barrieren beim Zugang zu Praxen und eine eingeschränkte Mobilität im Alter wurden besonders häufig genannt. Diese Probleme sind auch Ausdruck einer insgesamt niedrigen Attraktivität des ländlichen Raums für junge Ärzte und Ärztinnen.
Weiterhin thematisiert wurden digitale Versorgungsformen, z.B. in Form von Videosprechstunden, welche teilweise akzeptiert, aber überwiegend skeptisch gesehen wurden. Es wurde deutlich, dass viele Bürger und Bürgerinnen weiterhin großen Wert auf den persönlichen Kontakt zu Ärzten und Ärztinnen legen. Gleichzeitig betonten sie aber auch, dass solche digitalen Angebote zukünftig notwendig sein könnten, um Versorgungslücken zu überbrücken.
Im Gespräch wurde zudem eine Reihe von Wünschen geäußert, darunter auch eine bessere psychotherapeutische Versorgung vor Ort mit Beratungsangeboten. Weitere Vorschläge waren die Einrichtung eines regelmäßigen „Fachärztesprechtags“ vor Ort sowie gezielte Anreize für Pflegekräfte und junge Ärzte und Ärztinnen, um auf dem Land tätig zu werden.
Auch wenn die Studie kurzfristig diese Versorgungsprobleme nicht lösen kann, wurde sie von den Teilnehmenden als wichtiger Schritt wahrgenommen. Sie ermöglicht es, Bürger und Bürgerinnen ihre Perspektive einzubringen und gemeinsam mit der Wissenschaft auf Herausforderungen aufmerksam zu machen, um diesen langfristig auch über die Studie hinaus entgegenzuwirken.
Das Projektteam bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden für ihre Zeit, ihre Offenheit und ihre Bereitschaft, das Projekt aktiv mitzugestalten. Ein besonderer Dank gilt der Stadt Tangerhütte und dem Bürgermeister Andreas Brohm für die Bereitstellung der Räumlichkeiten im Rathaus.
Wer sich künftig an der Befragung beteiligen oder mehr über das Projekt erfahren möchte, kann sich gern unter der E-Mailadresse: isa-befragung@med.ovgu.de melden.